Mâra Zâlîte: Margarete | Kurzinhalt
In einer Gefängniszelle treffen wir auf Gretchen fünfundzwanzig (oder 250?) Jahre nachdem Goethe (oder Faust? Mephistophelis? Der Chor der Engel?) sie dort zurückgelassen hat. Margarete ist nunmehr eine erwachsene und reife Frau, nicht mehr das kleine, naive Gretchen. Sie erhält Besuch von einem Anwalt, denn endlich ist ein Verfahren gegen diese aus juristischer Sicht lediglich verhaftete (!) Person eröffnet worden.
Es wird eine schwere Anklage gegen Margarete erhoben: Giftmord an ihrer Mutter, Kindsmord und Beihilfe zum Mord an ihrem Bruder. Jetzt werden die Ereignisse aus der Perspektive Margaretes geschildert, wobei der Anwalt sich streng an die „Akte des Falls hält, das heißt an den Goetheschen Faust-Text. Nach und nach stellt sich heraus, daß Heinrich Faust der Drahtzieher aller Verbrechen ist.
Indem Margarete (unwissentlich) ihre Mutter vergiftete, hat sie ihre Vergangenheit vernichtet, und indem sie ihr Kind (vermeintlich) ertränkte, sich die Zukunft geraubt. Als ihr Bruder Valentin der Träger des Idealismus sich von ihr bitter enttäuscht sah, verließ ihn die Kraft, und er fiel im Zweikampf mit Faust. In ihm sieht der Anwalt die Wurzel allen Übels.
Der junge Anwalt ist, wie sich herausstellt, das totgeglaubte Kind von Faust und Margarete (es ist nicht ertrunken damals, es wurde gerettet! Wundersam fürwahr, aber dennoch). Plötzlich erkennt Margarete eine erschreckende Ähnlichkeit zwischen ihrem Sohn und dessen Vater. Der Sohn erkennt diese Ähnlichkeit nicht. Er erkennt nicht den Faust in sich.
Der Anwalt fragt Margarete nach „jenem anderen. Wir ahnen, daß die Rede von Mephistopheles ist. Es hat keinen anderen gegeben, behauptet Margarete. Faust war allein. „Der andere ist eine Substanz innerhalb der eigenen Zellen, des eigenen Gewebes.
Dem Anwalt wurde ein Posten im Europäischen Parlament angeboten. Unerwartet betritt ein Beamter der Gefängnisverwaltung mit einem per Fax eingetroffenen Vertragsentwurf die Zelle...
M. Zâlîte / M. Knoll
© M. Knoll | www.literatur.lv
Besetzung: 1 D, 2 H
1 Dekoration
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