ƒe-mail aus lettland

 

 

mâra zâlîte  |  amanda aizpuriete  |  inga âbele  |  laima muktupâvela

 

 

auf der Leipziger Buchmesse 2003

 

 

 

fe: Zeichen für ferrum = Eisen. Das Metall, das die Alchimisten dem Mars zugeordnet haben. Mars steht für männlich = male. Wechselwirkung, Austausch und Kommuni­kation: male to female – mailto:fe-mail©literatur.lv.


mail: Eine Koinzidenz der Initialen der Vornamen Mâra, Amanda, Inga und Laima. Vier Schriftstellerinnen aus Lettland, die sich im deutschsprachigen Raum einerseits einen Namen gemacht haben, andererseits jedoch noch immer zu entdecken sind. So ist Mâra Zâlîte eher als Essayistin denn als Dramatikerin bekannt, Inga Âbele eher als Dramatikerin denn als Lyrikerin, Amanda Aizpuriete eher als Lyrikerin denn als Prosaistin, und Laima Muktupâvela ist als Hörspielautorin bislang nur zu hören und noch nicht zu lesen gewesen.

 

ƒe-mail: female = weiblich. Geschrieben mit einem geschwungenen ƒ, dem Formelzeichen für Brennweite und Frequenz, aber auch dem musikalischen Zeichen für forte = stark. Vier starke Frauen im Fokus, deren seelische und mentale Schwing(ung)en – Lyrik, Prosa, Drama – in der klangvollen lettischen Sprache resonieren.

 

Δ

 

 

Kein Zufall, daß vier Frauen gebeten wurden, stellvertretend für Lettland nach Leipzig zu kommen. Die für europäische Verhältnisse junge lettische Literatur hat sich aus der mündlich überlieferten Folklore entwickelt: Daina heißt nicht nur manche Lettin, sondern vor allem das lettische (Volks-)Lied, das bereits Herder beeindruckt hat. Über eine Million zweihunderttausend Dainas konnten bislang archiviert werden – auf jeden lebenden Letten kommt somit ein Lied, heißt es nicht zu unrecht. Und die meisten Dainas haben erwiesenermaßen Frauen ersonnen.

 

Vielleicht haben Mâra Zâlîte, Amanda Aizpuriete, Inga Âbele und Laima Muktu­pâvela ja ein paar Dainas im Gepäck und bringen ihrem Publikum ein Liedchen bei. Leipzig singt. Lettland lauscht. Der Kreis schließt sich.

 

Matthias Knoll
www.literatur.lv